Sonntag, 26. April 2015

Wadi Rum - Felsen, Wüste, Kamele und richtige Männer - stolz, verwegen, tapfer


Als Erstes: Wenn ihr diesen Artikel lest, dann lest nicht »Rum«, sondern »Ram«.
Ich weiß nicht, wie oft Mahmoud auf die Aussprache hingewiesen hat, ein Überbleibsel des britischen Mandats, und meine Mitreisenden immer »Rum« gesagt haben. Wie gerne hätte ich im Bus da in die Rückenlehne gebissen. Doch dann hätten sich meine Zähne vielleicht in Herthas (Name geändert) Nacken gestoßen.
Gut, ich gebe es zu: Mich regen schon wirklich Kleinigkeiten auf.

Vor etwa acht Jahren hatte ich ebenfalls als Teil einer Reisegruppe eine Woche in der libyschen Sahara verbracht. In Jeeps hatten wir die Wüste erobert, mit Fahrzeugen und zu Fuß Dünen bewältigt und bis auf zwei Nächte unter freiem Himmel geschlafen. Tuareq waren unsere Fahrer, Führer und Köche. Besonders der nicht lichtverschmutzte Nachthimmel ist mir in Erinnerung. Ich sehe heute noch die Erde als Scheibe, über der eine Kuppel liegt, an der Sterne angehängt sind.
Ich hatte daher keine allzu großen Erwartungen an die Wüstenübernachtung während dieser Rundreise in einem Beduinen-Camp. Zitat aus der Reisebeschreibung von Djoser: »Wir übernachten in einem großen Beduinenzelt in der Nähe des kleinen Beduinendorfes Al Disa. Es sind nur Toiletten vorhanden. .... Es sind ausreichend Decken und Matratzen vorhanden. ...« Auch wenn mich das Paradies für den »Ich-will-das-Wüstengefühl«-Touristen erwartete, freute ich mich unwahrscheinlich.

Auf dem sog. »Kings Way« fuhren wir von Petra aus Richtung Süden.
- Petra und der »Kings Way« bekommen eigene Berichte. -

Das Wadi Rum bezeichnet nicht nur ein Tal (Wadi arabisch für Tal), sondern eine Landschaft aus Felsformationen und Dünen. Seit 1988 steht es unter Naturschutz. 2011 wurde es in die Welterbeliste der UNESCO aufgenommen.






Das Wadi Rum kostet Eintritt - 5 JD. Aktivitäten. Jeep-Touren, Wanderungen, Heißluftballonfahrten und Kamelritte müssen auch von Gruppenreisenden bezahlt werden.
Unverständnis gipfelte in pure Verzweiflung bei einigen meiner Mitreisenden. Eintritt für ein Naturschutzgebiet? Dann noch einmal 40 JD für die Jeep-Tour, die nach unserem Ankommen durchgeführt werden konnte?
Ronny wurde zum Sprachrohr. Er warnte vor dem Sandsturm, der über das Gebiet hereinbrechen würde. Bereits in Petra (ca. 150 km entfernt) war der Horizont von Sand getrübt gewesen. Ronny kannte sich nämlich in allen Dingen aus. Man könnte nichts sehen und vor allem keine guten Fotos erzielen. Ich hätte seine Sorgen verstanden, hätten sie sich auf die Sicherheit bezogen. Aber ihm ging es immer um gute Fotos.
Ich für meinen Teil war ganz cool. Ich wollte die Wüste wenigstens für ein paar Stunden fühlen und da war es mir wurscht, ob dabei Sand zwischen meinen Zähnen knirschen würde.  Außerdem leben die Beduinen seit Jahrhunderten in der Wüste. Sie wissen, wann es zu gefährlich ist, sie zu durchqueren. Einen Tag später habe ich allerdings feststellen müssen, dass die Definition von »gefährlich« ziemlich unterschiedlich sein kann. ...

Nachdem wir einen Check-Point passiert hatten, fuhren wir auf einer Asphaltstraße ein.Nicht lange und wir kamen an die Bahnstrecke der »Aqaba-Bahn«, die einsam durch die, für das laienhafte Auge, Ödnis Phosphat transportiert.

Die Bahnstrecke wurde als Ergänzung der »Hedschasbahn« in Jordanien gebaut.
Die Hedschasbahn führte zu osmanischer Zeit (bis 1920) auf ihrer Hauptstrecke von Damaskus bis nach Medina. Heute sind nur noch wenige Streckenabschnitte befahrbar.
Alter Zug der Heschasbahn


Nach diesem kurzen Stop ging es weiter zum Camp.

Etwa 80 dieser »Paradiese« gibt es im Wadi Rum.
Und es ist so was von crazy! Ich lasse Bilder sprechen:


Übernachtung in 2er-Zelten

 



Der Jeep, in dem ich saß, und Jamal, der Fahrer
In 2 Jeeps fuhren wir auf der Straße zunächst durch Disa. Ronny und Hertha blieben zurück. Es ist nicht zu übersehen, dass das Dorf in die Wüste gesetzt wurde. Sand überall, auf den Dächern der Betonklötze, Häuser genannt, den Auslagen der Geschäfte, den Menschen und Tieren, und auch wenn die Autofenster geschlossen waren, zwischen den Zähnen. Von der Straße lenkte Jamal zu Fahrspuren, die wie im Sand ausgelegte Wegweiser hinein in die Einsamkeit erscheinen.
Gerne hätte ich auf der Ladefläche gesessen, auf der zwei Bänke standen, um den Wind und etwas von der Freiheit zu spüren, die ich mit Wüste gleichsetze. Doch habe ich mich für den Innenraum entschieden. Ich wäre nie hochgekommen.





Etwas staubig




Zwiebeln


Felsbögen, die dadurch entstanden sind, dass der Wind weiche Sandsteinteile herausgetragen hat, bieten imposente Durchblicke.Einige können von Fitten und Mutigen bestiegen werden. Also nicht von mir.



Eine Pause legten wir bei einem Beduinen ein, dessen Zelt vor einem Felsen steht, an dem eine Felszeichnung eine Karawane zeigt.
Man muss sie nur lange genug anschauen und schwups- bewegen sie sich. Dann ist man mittendrin im Treiben einer Karawanserei, auf einem Markt oder spürt die heiße Luft in seiner Kehle, durch die man neben den Kamelen  herstapft.


Bei dem Beduinen gab es dann den obligatorischen Shay. Nachdem er ihn zubereitet hatte, spielte er auf einer Rababah und danach konnten wir Tee, Tücher, Seifen und vieles mehr kaufen. Es ist eine sehr schöne Tradition in der arabischen Welt, den potentiellen Kunden vor Verkaufsverhandlungen das Gefühl zu vermitteln, er sei wichtig. Ich für meinen Teil kann das Resümee ziehen, dass er so mehr kauft, als er eigentlich vorhatte.


Das »Ziel« der Fahrt war der Sonnenuntergang. Auch wenn er im Sand verschwamm, es war atemberaubend.
Die schroffen Hügel schienen aus einer anderen Welt auf die Erde herabzugleiten. Himmel und Erde verbanden sich am Horizont zu einem Ganzen. Und mir wurde aufs Neue bewusst, wie klein ich bin und wie gering meine persönlichen Sorgen sind. In den wenigen Minuten, die es dauerte, dass die Dämmerung hereinbrach, gab es Nichts.  Noch nicht einmal den kalten Wind und die Dankbarkeit, dass ich einen Platz im Innern des Jeeps hatte und die Rückfahrt nicht auf der Ladefläche hinter mich bringen musste.


Im Camp wartete bereits das Abendessen im Erdofen auf uns. Ich kann nur hoffen, dass ihr anhand der Bilder erahnen könnt, wie toll der Hammel, das Hühnchen, die Kartoffeln und Möhren geschmeckt haben. Mit Worten könnte ich es euch nicht annähernd näherbringen.




Das Fazit des Wüstentages:

Stolze, verwegene und tapfere Männer der Wüste?
Auf Jamal und seinen Kollegen treffen diese Attribute vielleicht in gewisser Weise noch zu. Sie beförderten wie Generationen vor ihnen und mit deren Erfahrung in ihrem Blut Kamele durch die Wüste. Sie taten es mit einer vertrauenserweckenden Ruhe. Die Jungs der Beduinen lernen bereits mit 12 Jahren Autofahren. Sie kennen jeden Winkel, jede Unebenheit und wissen, wann der Sand zu weich wird, und die Luft aus den Reifen zu lassen ist, um ihn sicher befahren zu können. Ich bin mir sicher, sie können auch blind steuern.
Dennoch. Die Beduinen haben sich den Anforderungen der Welt gestellt. Alleine mit Stolz, Verwegenheit und Tapferkeit kann man halt in der Wüste auch nicht mehr überleben. Viele von ihnen sind sesshaft geworden. Sie sind gezwungen, sich für ihren Lebensunterhalt zu prostituieren. Irgendwann werden ihre Nachkommen, so wie wir, das stolze Volk der Beduinen nur noch aus Mythen kennen.
Und das finde ich sehr schade.
Der Nachthimmel war wie befürchtet nicht ungetrübt. Die Lichter des nahen Dorfes strahlten in die Dunkelheit und Wolken verdichteten sich mit Sand unter der Kuppel.  Hinter den Felsen rauschte der LKW-Verkehr an unserem Camp vorbei. Ich vermisste die wunderbare Stille, die ich aus der Sahara kannte und das Gefühl, das Zeit in der Wüste keine Bedeutung hat, hat sich leider niemals eingestellt.



Dienstag, 21. April 2015

Eine Gruppenreise - eine Sozialstundie und Jordanien allgemein



Am 04. April war es endlich so weit. Lange genug hatte ich meine Freunde und Kollegen genervt. Ein halbes Jahr hatte ich den Countdown bis zu meinem »Jordanien-Jerusalem-Palästina«-Abenteuer täglich herunter gezählt.
Ein Flugzeug von »Royal Jordanian« brachte mich von Frankfurt nach Amman.

Für ein erstes Abtasten hielt ich bereits am Check-In Ausschau nach meinen Mitreisenden. Einen konnte ich ausmachen - Ronny (Name geändert).
Ich weiß, man soll nicht voreingenommen sein. Aber wie er da mit einem pudding-ähnlichen Gang hin und hergeschlendert ist, den Rucksack mit dem »Djoser«-Schildchen - das Erkennungsmerkmal - über den Schultern, dachte ich mir: da ist er, der »Beadeker-Bildungsbürger-Gutmensch-im-Kolonialstil«. Während der Reise ist noch Blödheit dazu gekommen. Meine Antipathie hat sich auch auf seine Begleitung - ich hab nie herausbekommen, ob sie seine Ehefrau oder Freundin war - gelegt, die sympathisch erschien, aber leider nie allein.
Am Gate fand sich dann der große Teil der 14 Reisenden. Ich hielt mich bei diesem ersten Kennenlernen dezent zurück und beobachtete lieber die anderen Fluggäste. Besonders interessiert drei Männer, die ihre Gebetsteppiche auslegten und beteten.
Ich bezeichne mich als tolerant. Daher erschreckten mich die Gedanken, die mir bei ihrem Anblick kamen und das auch ich offenbar ein Opfer von Medien und der Meinung anderer bin. Da fliegen Menschen Flugzeuge, die in ihren Betten bleiben sollten, und ich fragte mich, ob diese Männer für den guten Ausgang eines geplanten Absturzes oder einer Entführung um Beistand baten. Und dass, obwohl sie noch nicht einmal wie der »typische« Attentäter, sondern ganz normal aussahen.

Nun kurz zu meinen Mitreisenden.
5 waren echt o.k. Mit denen konnte ich plaudern, lachen und was unternehmen. Ein guter Schnitt, denke ich. Leider hat sich einer bereits nach dem 6. Tag davon gemacht - geplant und nicht weil’s ihn genervt hat.
Neben Ronny - und auch seiner Gundula (Name ebenfalls geändert) - gab es noch vier weitere »Beadeker-Bildungsbürger-Gutmenschen-im-Kolonialstil«. Allesamt Frauen. Ich frag mich echt, wie diese - nach eigenen Aussagen - viel, oftmals weit- und alleingereisten Damen derart unbeholfen und unflexibel durch die Welt gehen können.
Und dann gab es Urschl (Name auch geändert). Urschl war anmaßend, beleidigend und einfach zum Fremdschämen. Eine Pädagogin ohne den Hauch von Empathie.
Während meiner Berichte werde ich ab und an sicher auf den einen oder die andere zu sprechen kommen.

Eine Frage, die sich mir täglich gestellt hat, war, wie Menschen, die so viel von der Welt schon gesehen haben, einen Horizont haben können, der zum Rand einer Untertasse reicht.
Krass war es, wenn sie ganz normale Menschen oder die Armut fotografierten. Es hatte etwas von Zoobesuchern. Die Leute wehrten sich nicht gegen ein Foto, aber vielen war es anzumerken, wie unwohl sie sich fühlten.
Ich habe auch Menschen fotografiert. Aber entweder aus der Ferne, durch Zufall, weil es ihr »Job« ist, sich fotografieren zu lassen, oder weil sie mich darum gebeten haben. Der Mensch ist zu achten und darf nicht zu einem Objekt degradiert werden, ganz gleich wie exotisch er wirken mag.



Meine Mitreisenden schienen auch nicht besonders über das Konzept von »Djoser« informiert gewesen zu sein. Selbst die, die schon mehrere Reisen mit diesem Unternehmen unternommen haben. - Ich werde nicht näher darauf eingehen. Wenn’s interessiert, werde ich Fragen beantworten. Nur so viel, »Djoser« unterscheidet sich in vielen Dingen von anderen Reiseunternehmen. U.a. das im Reisepreis keine Eintrittsgelder enthalten sind und das es eine sog. Trinkgeldkasse gibt. Jeder Teilnehmer zahlt einen Betrag in diese Kasse, aus denen der Reisebegleiter Fahrern, Hotelangestellten und sonstigen Trinkgeld zahlt. Sinn ist, dass nicht unverhältnismäßig hohe und ungerechte Trinkgelder von jedem Einzelnen gezahlt werden. - Es gab einige Situationen, in denen mir unser Reisebegleiter Mahmoud leidtat.
Mahmoud hat immer und überall Kräuter gesammelt und uns über sie und ihre Wirkung aufgeklärt.
Mahmoud allerdings begegnete immer lieb und mit einer stoischen Ruhe allen Unzulänglichkeiten seiner durch und durch deutschen Reisegruppe - Pünktlichkeit, Ordnung, Sauberkeit, etc.

Ich nutzte natürlich die Gelegenheit, mich mit ihm über die aktuellen Themen betreffend des Nahen Ostens zu unterhalten: Kriege und Krisen, Palästinenserfrage, Flüchtlinge usw.
In der Flüchtlingsfrage erkannte ich Parallelen zu Deutschland. »Die Syrer und Irakis klauen und betteln ... nehmen die Arbeit weg ... machen Arbeit billig - da sie unter dem normalen Lohn arbeiten - ... machen Wohnungen unbezahlbar ...«
Diese Aussagen bestätigten mir meine Meinung: Es sind in keinem Land nur Nationalisten, die gegen Asylanten und Flüchtlinge wettern. Es sind Menschen, die sich um sich und ihre Angehörigen sorgen und sich von der Politik im Stich gelassen sehen.
Die Nörgeleien, die sich in Jordanien gegen Menschen richten, die anders als in Deutschland nicht fremd sind, sondern die gleiche Sprache sprechen und der gleichen Kultur angehören, sind nachzuvollziehen, wenn folgendes betrachtet wird: Die geographischen Möglichkeiten für Ansiedlungen sind beschränkt. Über 80 % der Landfläche besteht aus Wüste und kaum zugänglichen Gelände. Jordanien gehört zu einem der wasserärmsten Länder der Erde. Das Bruttoinlandsprodukt von Jordanien umfasst ca. 33 Milliarden US-$ - das Bruttoinlandsprodukt von Deutschland 3,73 Billionen US-$.
In Deutschland sind es diffuse Ängste, die zu derartigen Äußerungen führen. In Jordanien werden sie greifbar.

Bereits mehrmals musste das Land eine Flut von Flüchtlingen bewältigen. In der Vergangenheit und Gegenwart Palästinenser, die in den Jahren 1948 und 1990 und nach israelischen Militäreinsätzen fliehen. Die Palästinenser stellen über 50 % der Bevölkerung. Man nimmt an, dass sich 1,2 Millionen syrische Flüchtlinge in Jordanien aufhalten. Die Zahl der Irakis ist meines Wissens noch nicht erfasst.

Wenn die reichen Länder Europas schon nicht die Menge an Flüchtlingen aufnehmen wollen, die sie stemmen könnten, dann haben sie meiner Meinung nach die Verpflichtung, sich aktiv an ihrer Versorgung zu beteiligen und ärmere Länder nicht alleine zu lassen.


Die orangen Zelte sind Teil eines Flüchtlingslagers bei Jerash

Jordanien ist sicher. Das merkt man spätestens dann, wenn man etwas bezahlt. Als Billig-Reise-Land kann es nicht bezeichnet werden. Und niemals hatte ich das Gefühl, über's Ohr gehauen zu werden.

Mahmoud antwortete auf meine Frage, ob es auch in Jordanien Strömungen von fanatischen Islamisten gibt, dass sie bestehen, aber ein gut funktionierenter Apparat aus Polizei, Geheimdienst und Militär diese in Schach hält. Auch hat die Bevölkerung ein wachsames Auge und meldet gewisse Untriebigkeiten. Inwieweit seine Aussage zutreffend ist, dass politische Themen bei den Freitags-Predigten angesprochen werden, kann ich mangels Sprachkenntnisse nicht bestätigen. Doch nehme ich an, dass sie der Wahrheit entspricht, da in Amman regelmäßig Demonstrationen stattfinden und nicht von Sicherheitskräften, wie in anderen arabischen Ländern unterbunden werden.
Dennoch ist die Situation der Nachbarländer spürbar.



Mir fielen die wenigen Touristen auf, obwohl das Frühjahr als die beste Reisezeit gilt. Dieses Empfinden bestätigte mir Mahmoud. In den letzten Jahren kamen immer weniger Gruppen. War er früher in der Hauptreisezeit selten zu Hause, hat er jetzt über Wochen Leerlauf. Die Deutschen stellen die stärkste Besuchergruppe. O-Ton Mahmoud: »Die sind mutig. Haben zwei Kriege überstanden.«

So, nun aber genug.
Ein Fazit von vielen dieser Reise: Ich bin für Gruppenreisen nicht gemacht.
Werde aber sicher wieder an einer teilnehmen. Gruppenreisen schulen ungemein die Fähigkeiten sich einzugliedern, zurückzunehmen und zu beherrschen. Bei aller Nervigkeit sind sie zudem geeignet, unsere Gesellschaft in Form eines Mikrokosmos kennenzulernen.

Montag, 20. April 2015

Amman - zum Zweiten

Wenn in diesem Urlaub etwas wirklich crazy war - abgesehen von dem Beduinen-Camp mit fließend Wasser in der Wüste und davon, dass Menschen einfach so auf der Straße von Soldaten kontrolliert werden, wenn sie zur Arbeit gehen - dann war es die »Jordan Galleria Mall«. Fashion, Home, Dining, Entertainment über neun Stockwerke.



Es gibt einen Frauenfrisör ohne Sichtschutz - was in arabischen Ländern sehr ungewöhnlich ist, da Frau eigentlich ihr Haar der Öffentlichkeit nicht zeigt -. In keinem der Cafés gibt es arabischen Kaffee, sondern Espresso, Cappuccino, Latte macchiato, alles auch mit Flavor. Und außer an Preisschildern kein arabischer Buchstabe.
Vollkommen abgefahren ist das 9. Stockwerk. Der »Galaxy-Park« ist ein Paradies für Kinder: Karusselle, Video-Games, Losbuden und Becherwerfen; gekrönt von einer Achterbahn. Als ich an dem Brunnen vor dem Eingang in die Mall mit vier im Betrieb stehenden Fontänen saß - reine Verschwendung in einem der wasserärmsten Länder der Welt - beobachtete ich, wie Eltern mit ihren Kindern taxiweise anfuhren. Bis zu sieben kleine und große Personen stiegen aus den Fahrzeugen aus. An den Absperrungen zu den Karussells stehen dann die stolzen Eltern, die ihre Kinder fotografieren und kaum aus dem El Dorado herausbekommen.
Das Kauf-, Ess- und Spielvergnügen wird ohrenbetäubend beschallt. Zusammengebrochen bin ich, als Bony M’s »Daddy Cool« sich über das Kreischen aus dem 9. Stock gelegt hat.

Nachdem ich das Hotelzimmer nicht wie beabsichtigt im »Liwan-Hotel«, in dem die Rundreise in Amman Station gemacht hat, sondern im »Amman Inn«, ein paar hundert Meter weiter, bezogen hatte, wollte ich eigentlich noch einmal in die »Downtown«, dem alten Geschäftsviertel. Zum Glück bin ich in dem Viertel um das Hotel herumgeschlendert und durch Zufall auf die Mall gestoßen. Ich muss zugeben, zuerst fiel mir die Eisdiele davor auf.

Nicht die Eisdiele! "Meine" Falafel-Macherei. Gestern gab's zum Sandwich einen Shay.


Amman ist echt irre. Und ein schöner Abschluss einer erlebnisreichen, spanenden und manchmal aufwühlenden Reise.

Es gibt viele Fazits, die ich ziehen kann. Eines ist, dass es eine Schande für die Menscheit ist, in was für einer Welt wir leben: wo Heiligtümer durch Kontrollen entheiligt werden müssen, wo an Eingängen von Hotels und Kaufhäusern Kontrollen durchgeführt werden müssen, damit niemand und nichts Schaden nimmt.

Freitag, 17. April 2015

Ramallah

Heute besuchte ich die Hauptstadt des zukünftigen palästinensischen Staates und Sitz einer der beiden Autonomie-Verwaltungsbehhörden Palästinas. Das andere liegt in Gaza.
16 km trennen Jerusalem und Ramallah, für die üblicherweise viel Zeit eingeplant werden muss, hin wie zurück. Ich hatte auf beiden Seiten Glück.

Der Mini-Bus war bereits gut gefüllt, als ich an die Busstation am Damaskustor ankam, und fuhr sofort ab. Die Busse verlassen die Stadt nicht über die Schnellstraße, die durch ehemaliges Niemandsland führt, sondern nehmen den Weg Richtung Norden, der seit Jahrtausenden benutzt wird. Eine Fahrt kostet 8 Schekel, ca. 2 Euro.

Die Mauer, die Israel und das Westjordanland trennt, konnte ich bereits mehrmals vom Weitem sehen. Als ich direkt an ihr vorbeifuhr, wurde ich wieder um 22 Jahre jünger. Und ich frage mich, wo ist der Appell der internationalen Politik, den die Sperranlage zwischen der DDR und der BRD - zum Schutz gegen was auch immer - einst ausgelöst hat?
Mauern sind nicht richtig. Sie verhindern die körperliche und geistige Freiheit des Menschen.

Die »Einreise« in die palästinensischen Gebiete ging problemlos, ohne Wartezeiten, vonstatten.
Die Bus-Station liegt beinahe im Zentrum von Ramallah. Nur wenige Meter sind es bis zum Al-Manara-Platz auf dem ein Denkmal mit fünf Löwen an die ersten fünf Familien erinnert, die im 16. Jahrhundert aus Shobak in Jordanien vertrieben worden waren und sich hier angesiedelt haben. Auf diesem Platz finden die berühmten Demonstrationen statt und ist daher stark von Sicherheitskräften frequentiert. Heute war es ruhig. Auch nach der Gebetszeit. Auf der einen Seite schade, weil ich gerne einmal eine Demonstration gesehen hätte. Auf der anderen Seite ganz gut, weil ich sicher irgendwie mittendrin gewesen wäre.

Ramallah ist Hauptstadt und will das auch zeigen. Cafés, Geschäfte mit westlichen Marken und - auch wenn wir die Ami’s nicht unbedingt mögen - »KFC«- und McDonalds- Restaurants säumen die Straßen.
Weder in Jordanien noch in Jerusalem habe ich so viele Müllkörbe gesehen. Nur müsste mal jemand den Ramallahern sagen, dass die auch benutzt werden können. Es ist schade, wie verkommen die Stadt ist.
Und es wird unwahrscheinlich investiert. Riesige Gebäudekomplexe schießen in die Höhe. Hotels, Banken und Investmentgruppen siedeln sich an. Ein Fundus für einen Liebhaber von Verschwörungstheorien wie mich. Investiert jemand - insbesondere Amerikaner - sein Geld in etwas, was keine Zukunft hat? Wird in Hinterstübchen bereits über etwas verhandelt, an das ansonsten keiner denkt / glaubt?



Auf dem Areal des Regierungssitzes befindet sich das Mausoleum für Arafat, dem ich einen Besuch abstattete.



Ein netter Soldat, der sich zudem als äußerst führsorglich erweisen sollte, führte mich in den Raum, in dem vor einer Ehrenwache das Grab steht. Einer kurzen Schweigeminute folgten das obligatorische Foto und dann ein Run gegen die Glastür.
Ich kann euch sagen: Die hat vielleicht gewackelt und der Donner ging durch Mark und Bein. Ich selbst tat nur einen minimalen Ausfallschritt nach hinten, richtete meine Sonnenbrille und war dann wieder ganz Frau.
Der Soldat erinnerte mich an den römischen Soldaten in »Life of Brian«, der an der Säule steht und sich das Lachen verkneift. Ich konnte ihn grad so davon abhalten, mich zum Ausgang zu führen. Den Platz im Schatten und das Wasser, das ließ er sich nicht nehmen.

Danach habe ich mich treiben lassen. Zielsicher zu einer kleinen Bäckerei, in der ich einen Teigfladen mit Schafskäse und schwarzem Sesam gekauft habe. Ich habe den gewählt, in dem eine kleine Palästinafahne steckte und war danach echt der Champ. Es gab noch eine Kichererbsensuppe und einen Shay. Danach über den Obst- und Gemüsemarkt.



Die »Ausreise« zurück nach Jerusalem war geringfügig zeitaufwendiger als die »Einreise«.
Die Zeit, während der ich auf einen Bus wartete, wurde durch Taxifahrer verkürzt, die ich abwimmeln musste. Einmal wäre die Fahrt um ein Vielfaches teurer gewesen und einmal hätte sie mir nichts gebracht, da Taxis das Westjordanland nicht verlassen dürfen und ich am Check-Point in einen Bus hätte umsteigen müssen.
Die Fahrt kostet zunächst 1 Schekel, bis zum Check-Point. Wäre ja auch doof, wenn der volle Fahrtpreis gezahlt werden müsste, und man an der Grenze festgehalten werden würde. Die Araber sin scho ehrliche Leut.
Bei meinen Mitfahrern und dem Busfahrer habe ich eine gewisse Unruhe beobachten können. Keiner wusste so recht, wie es ablaufen wird. Muss man den Bus verlassen, sich langwierigen Pass-, Körper- und Gepäckkontrollen und persönlichen Befragungen unterziehen, wird der Bus auseinandergenommen? Der Busfahrer sagte mir, dass es nicht nur jeden Tag anders sein kann, sondern jede Stunde.

Vielleicht lag es am schönen Wetter, dem nahen Shabbat, an den wenigen Fahrgästen, 3 Frauen - davon keine mit Kopftuch - und einem männlichen Touristen, oder zweifelten die beiden Grenzer selbst an dem Sinn ihres Tuns, dass sie nicht so wirklich von Lust gesprüht hatten, ihrer Pflicht nachzukommen.
Erst nach etwa 10 Minuten haben sie sich in den Bus begeben und lediglich die Pässe kontrolliert. Den einen hätte ich als Salafist festgenommen und der andere sah aus, als wenn er frisch aus Irland importiert worden wäre. Auch wenn sie wirklich sehr höflich waren und mich als Deutsche willkommen hießen, die schusssicheren Westen und die in den Händen gehaltenen Gewehre verursachten einfach ein mulmiges Gefühl. Mir sind alle meine Schandtaten durch den Kopf gegangen.
Den restlichen Fahrpreis zahlte ich dann in Jerusalem.
Der Tag war geruhsam ereignisreich. Ich habe nach Palästina hineinschnuppern können, und beende ihn mit einer kleinen Palästina-Fahne in meinem Geldbeutel.

Donnerstag, 16. April 2015

Jerusalem

Wie auf einem Kinderbild ging gestern die Sonne über den Ölberg auf. Einzelne Strahlen stachen in den Himmel und trafen Kirchen, Moscheen und die goldene Kuppel des Felsendoms. Die Stadt erstrahlte in einem hellgelben Licht.



Nachdem die langgezogenen Gebete der Muezzin über die Dächer der Stadt getragen worden waren, Kirchenglocken geläutet hatten und, verborgen in den Häuserschluchten, ein Hahn gekräht hat, erwachte die Stadt. Quietschend und knarrend öffnen sich die Läden in den Suqs. Kleine Karren rumpeln über Treppengassen. Traktoren bahnen sich mit Müll ihren Weg. Fellachen ziehen Kisten befüllt mit ihren Produkten bis zu ihrem Verkaufsplatz hinter sich her.
In diesen Stunden ist der Kampf, der um Jerusalem seit Jahrtausenden tobt, nicht wirklich. Mehr erscheint er wie eine Erzählung, erdacht von einem kranken Hirn.

Heute Nacht, da raste das Untier durch die Gassen. Starker, kühler Wind kündigte es bereits am Abend an. Grellweißes Licht und ohrenbetäubender Donner wurde von den Häuserwänden zurückgeworfen. Der Regen, der an mein Zimmerfenster klatschte, erinnerte mich an eine Gischt.
All die Religiosität Jerusalems und die besondere Achtsamkeit, mit der sich die Menschen verschiedener Herkunft und verschiedenem Glauben begegnen, können das Brodeln, das in jeder der jahrtausendalten Furchen liegt, nicht verheimlichen.

Ich denke, die Misere kann nur  Gott selbst lösen, in dem er sich auf Jerusalem draufsetzt und die Stadt unter seiner Regentschaft nimmt.

Dienstag, 14. April 2015

Jordanien nach Israel - um 20 Jahre verjüngt

Ich bin von Natur aus bequem. Aus diesem Grund habe ich nicht den Bus von Amman zum Grenzübergang zwischen Jordanien und Israel genutzt, sondern einen Fahrer geordert.
Auf der jordanischen Seite heißt er »King’s Bridge« oder einfach nur »Bridge«. Wenn ich am Sonntag nach Jordanien zurückkehre, werde ich über die »Allenby Bridge« einreisen.
Im Fahrpreis von 35 JD (jordanischer Dinar) - ca. 46 Euro - für die knapp 45 minütige Fahrt waren ein angenehmes Gespräch mit Aburami und ein arabischer Kaffee, den er an einem Rastplatz gekauft hat und den ich vor lauter Kardamom kaum trinken konnte, inbegriffen. Aber ich habe immer schön gelächelt, wenn er mich gefragt hat, ob er schmeckt.



Die Grenzanlagen auf jordanischer und israelischer Seite haben mich an die Grenze zur DDR erinnert und mich schlagartig um 22 Jahre jünger gemacht. Und wenn ich bedenke, dass ich zur gleichen Zeit wie meine Mitreisenden der Jordanien-Rundreise das Hotel in Amman verlassen habe und etwa eine Stunde vor ihnen (sie in Frankfurt) in Jerusalem angekommen bin - ca. 73 km Distanz -, dann schätze ich das grenzfreie Europa noch mehr, wie ich es bereits zuvor getan habe..

Aburami setzte mich vor dem Eingang zur Grenzanlage ab. Es ist ihm verboten, selbst mit einem registrierten Fahrzeug, hineinzufahren. Es gibt zwei Durchgänge: einen für Ausländer und Israelis und einen für Palästinenser.
Vor der Passkontrolle wird das Gepäck durchleuchtet. Mir leuchtet es allerdings nicht ein, dass nur der Koffer durch das Band laufen muss und Rucksäcke und Taschen - das Handgepäck - nicht. Warum und weshalb fragte ich mich dann auch bei der Einreise in Israel. Auch deshalb, weil die dortigen Grenzer mit Hunden und Spiegeln Busse und LKW kontrolliert haben. Logik liegt wohl im Auge des Betrachters.
Die Ausreise kostete mir 50 JD:  Visum, das Gruppenvisum der Rundreise war abgelaufen, da ich mich von der Gruppe »separiert« habe und eine Gebühr.
Die Abfertigung fordert Geduld. Ein Beamter lässt einen Namen und Passnummer aufschreiben. Ein anderer nimmt ihn entgegen und sieht sich ihn an. Ein weiterer stempelt und dann gibt es noch einen, der ihn wieder zurückgibt. Witzig war, dass dieser Beamte die Namen der betreffenden Personen gerufen hat. Z.B. »Tschuuuuuliaaaa«
Die King’s Bridge darf von Jordanien nur von israelischen Autos und Taxis, LKW oder von lizenzierten Bussen befahren werden. Ich entschied mich für den Bus, 8,50 JD.Es wird gewartet, bis der Bus voll ist. Auch die Taxi-Busse, die auf der israelischen Seite, fahren erst ab, sobald der letzte Platz besetzt ist.



In der Vergangenheit war ja viel über Abhörungen und Ausspähungen von Geheimdiensten in den Medien zu lesen und zu hören. Aufgrund meiner Position, »Bekanntschaften« und Facebook-Likes ging ich daher mit gemischten Gefühlen zu dem ersten israelischen Kontrollpunkt, an dem der Reisepass vorzuzeigen ist. Nachdem ein freundlicher Israeli mir eine schöne Zeit gewünscht hat, folgte die Gepäckkontrolle. Wie gesagt, lediglich der Koffer, den ich am Ende des Prozederes zurückbekommen habe. Das mulmige Gefühl blieb.
Insgesamt wird der Pass dreimal kontrolliert. Einmal kombiniert mit einem Körperscan und einmal mit der sorgfältigen persönlichen Befragung. Die Bedenken, die das mulmige Gefühl bereites im Vorfeld ausgelöst hatten, hatten die fünf Soldaten unterstrichen, die aufgetreten sind, als ich vor das Häuschen trat, indem mich eine Beamtin erwartete. Sie blieben auch die ganze Zeit über in meiner Nähe, während der ich unter ihren strengen Augen Fragen nach meiner Herkunft, dem Grund meines Aufenthaltes, ob ich Freunde oder Bekannte in Israel habe, wo ich wohne, ob ich bereits Nachbarländer bereist habe, warum ich von Jordanien einreise etc. beantwortete. Insgesamt 20 Minuten.
Ich kann nicht beschreiben wie erleichtert ich war, als ich meinen Pass und die Border-Control-Card von ihr erhalten habe.



Ein Flug von Amman nach Tel Aviv wäre nicht viel teurer gewesen. Insgesamt hätte Flug und Fahrt nach Jerusalem auch nicht viel mehr Zeit in Anspruch genommen. Aber das Erlebnis »Bridge« war die Zeit wert gewesen.

Samstag, 11. April 2015

Amman


Amman besticht nicht wie andere Hauptstädte, die ich besucht habe, durch Schönheit oder Flair. Ich bin mir aber sicher, dass beides irgendwo in den Häuserschluchten verborgen ist. Die Stadt ist laut, quirlig, chaotisch und es wert, sie zu durchstreifen.

Hier trifft Tradition auf Moderne (Mädchen mit Kopftuch, Smartphone und Zigarette oder Wasserpfeife), vollverschleierte (junge) Frauen oder in knappen Shorts und Tops. Gott trifft Allah und beide den Gott des schnöden Mammons.




Amman ist die Hauptstadt des 1946 gegründeten Königreiches Jordanien. Das ehemalige Dorf, das in den 1920er Jahren zu einer Stadt von etwa 3.000 Bürgern anwuchs, explodierte nach 1947, 1967 und 1990, als Palästinenser als Flüchtlinge kamen. Sie stellen 51% der Einwohner Jordaniens.
In Amman leben ca. 30 % der Einwohner Jordaniens.


Zwischen all der Werbung, König Abdullah II.


Was mir als alles erstes auffiel, die Stadt ist steil. Es gibt eigentlich kaum eine ebene Straße. Gegründet wie Rom auf sieben Hügeln, zieht sie sich jetzt über mehr als 19.
Aufmerksamkeit ist auf den erhöhten Bürgersteigen geboten, die plötzlich in Stufen übergehen. Nicht nur einmal blieb einer meiner Füße für den Moment eines Schrecks in der Luft hängen.
Kleine Mäuerchen, auf denen man Happen zu sich nehmen und dabei Menschen beobachten kann, gibt es so gut wie keine.

Falaffel-Macherei
Falaffel-Sandwich für 40 Piaster (53 Cent)




Mein Hotel lag außerhalb des Stadtzentrums. Mit dem Taxi fuhren Mitreisende und ich hinein. Nach wenigen Metern durch den Verkehr, vor dem sich Rom und Palermo ehrfürchtig verneigen müssen, dachte ich mir: Der Taxifahrer ist jung, er will noch nicht sterben. Dieser Gedanke verging auch nicht trotz der ruhigen arabischen Musik, die aus dem Smartphone erschallte.

Samstag, 4. April 2015

Unter der Kuppel - Das Squaire am Frankfurter Flughafen

Bin ich mittendrin in der Zukunft?
Wird unsere Welt, unser Leben klinisch rein, gefühlskalt, nüchtern, apart und organisiert werden, wie sich uns »The Squaire - Discover New Work City« am Frankfurter Flughafen präsentiert?

Das Leben unter einer Kuppel? Glänzend, hell. Die Außenluft gefiltert durch Schleusen? Niemand lacht. Menschen gleiten ferngesteuert durch eine organisierte »Global-Buissnes«-Welt.  Murmeln, das sich in der Kuppel vereinigt und welches das Summen von Bienen ablöst. Menschen sind schön und angepasst. Jeder, der nicht in das Bild passt, wird entfernt.
Ich finde den »Squaire« wirklich faszinierend, gerade weil ich das Gefühl habe, ich komme in eine von Autoren, Regisseuren und Produzenten erdachte Welt.
Die Architektur, dass alles aufeinander abgestimmt ist. Nichts wird dem Zufall überlassen.

Dennoch erschrickt mich die Vorstellung.