Wenn es Eines ist, das ich mit Arabien verbinde, sind es nicht Wüste, Kamele, verhüllte Frauen oder Wasserpfeifen, es sind kleine goldbraune Bällchen, die am Besten heiß schmecken - Falafel.
Selbstredend
setzte ich daher Falafelessen auf meine »Muss-tun-Liste« für Jordanien,
Jerusalem und Palästina.
Für gewöhnlich
finden sich die Stände, an denen die Kichererbsenbällchen verkauft werden
überall: in Häusernischen, auf Plätzen, Straßen und Gassen. Wenn am Morgen die
ersten Bällchen in die Pfanne gegeben werden, der Geruch von heißem Öl und
Gewürzen, die dem Teig zugesetzt sind, die Imbissstände unter eine Glocke legt
oder in dichten Schwallen aus schmalen Küchen ins Freie tritt, der Geruch selbst
das heimelige Aroma von frisch gebackenem Brot überdeckt, dann beginnt ein
verheißungsvoller Tag. Schulkinder, Frauen, Geschäftsleute, Araber und Israelis
- alle halten in ihren Händen entweder ein Sandwich oder eine braune
Papiertüte, in die man die Falafel bekommt, wenn man sie pur essen möchte.
Beliebte Beilagen sind Harissa - eine Chillisauce, Tahini - eine Sesamsauce,
Hummus - ein Kichererbsenpürree und Salat. Die gleichen Personen vom Morgen
sieht man Nachmittags und am Abend, die Kleider vollgekleckert mit Sauce und
Spuren fettiger Finger, die an Oberteilen und Hosen abgewischt wurden.
Falafel sind das
best schmeckende, billigste und sättigendste Gericht, das ich kenne.
In Jordanien
kostete ein Sandwich mit drei Bällchen und Saucen 50 Piaster (ca. 63 Cent). In
Jerusalem zahlte ich für 10 Bällchen 5 Schekel (etwa 1 €). Ich war
jedes Mal pappsatt. Aber nicht im Geringsten überfressen.
In Amman war das
Erste, was drei meiner Mitreisenden und ich machten, eine Falafel-Stube
aufsuchen. Oben habe ich geschrieben, dass es kein Problem darstellt, eine zu
finden. Das stimmt nicht ganz. In dem Viertel, in dem das Hotel lag, suchten
wir verzweifelt zwischen italienischen, griechischen und indischen
(Fast-Food)Restaurants und Hähnchenbratereien. Bis Alma (Name geändert) einen
Passanten fragte. Die Falafel-Stube habe ich euch bereits hier gezeigt.
Das erste Mal
machte ich Bekanntschaft mit dem Gebrauch einer Falafelpresse, die in meinem
Reiseführer als Souvenir vorgestellt wurde.
Es war einfach irre, in welcher Geschwindigkeit der Falafelmacher den Teig portionierte und in dann in das heiße Öl gegeben hatte. Ich, ein Souvenirjäger - meine Schwester behauptet, dass Souvenirverkäufer ihre Stände aufstücken, sobald ich die Grenze übertrete - war hin und weg. Eine solche Presse wäre etwas Besonderes. Sie ist zu benutzen und nicht nur ein kitschiger Staubfänger. Sicher, ein Eisportionierer tut den gleichen Dienst. Doch bin ich noch nicht auf die Idee gekommen.
Es war einfach irre, in welcher Geschwindigkeit der Falafelmacher den Teig portionierte und in dann in das heiße Öl gegeben hatte. Ich, ein Souvenirjäger - meine Schwester behauptet, dass Souvenirverkäufer ihre Stände aufstücken, sobald ich die Grenze übertrete - war hin und weg. Eine solche Presse wäre etwas Besonderes. Sie ist zu benutzen und nicht nur ein kitschiger Staubfänger. Sicher, ein Eisportionierer tut den gleichen Dienst. Doch bin ich noch nicht auf die Idee gekommen.
Mit dem Vorhaben
eine Falafelpresse zu kaufen, fuhr ich nach Jerusalem.
Nach meiner ersten
Erkundungstour durch baulich enge und durch Menschen und Auslagen noch einmal
enger wirkenden Gassen der Jerusalemer Altstadt machte ich mich auf die Suche
nach dem Souvenir, von dem ich wusste, bevor ich es besaß, dass es auf ewig als
Synonym für Jordanien, Jerusalem und Palästina stehen wird.
Ich fand die
Presse unweit meines Hotels, das im arabischen Viertel liegt. Wenn ich zu
Jerusalem komme, werde ich näher auf den Suq eingehen. Nur soviel jetzt schon:
Hier findet sich weniger der touristische Schnick-Schnack. Hier kaufen die
Jerusalmer und die Einheimischen aus dem Umland Dinge des Alltags, Kleidung und
Lebensmittel.
Der Verkäufer
eines Haushaltswarengeschäfts, sah die Sprechblase ‚Ich will eine Falafelpresse’
über mir wahrscheinlich eher, als mir sie mir in die Augen fiel. „Brauchst du
eine Falafelpresse?“
Ich war perplex.
Nicht weil er mich in einem fast perfekten Deutsch ansprach, in dem auch das
weitere Verkaufsgespräch, das mich so sehr an ‚Life of Brian’ erinnert hatte,
geführt wurde. Ich bin mittlerweile der festen Überzeugung, dass Nationalitäten
von einem geübten Auge erkannt werden. Nachdem er sich vergewissert hatte, ob ich
aus Deutschland oder Österreich komme, antwortete ich: „Na’am.“ Ich habe ein
Semester VHS-Arabisch hinter mir und da wollte ich nicht hinterm Busch damit
bleiben.
Der Verkäufer
legte dieses bestimmte Lächeln auf, mit dem insbesondere Mitteleuropäerinnen
gewonnen werden können, und ließ mich in seinen Laden eintreten. Es war ein
Schlauch, mit so vielen Töpfen, Schüsseln, Wannen, Tellern und Tassen, Papierrollen,
Klobürsten usw. usf. vollgestellt, dass ich mich kaum umdrehen konnte, ohne
etwas zu verrutschen oder gar herunterzuschmeißen. An Falafelpressen barg er
eine unüberschaubare Auswahl. Der Verkäufer zeigte mir Pressen aus chinesischer
Fertigung - Die taugen nichts, die verkauft er nur an Touristen. - und den Besseren
aus heimischer Fertigung. Sein Sohn brachte mir Tee.
Vergeblich suchte
ich nach Preisen. „Was kosten die?“ Die Frage stellte ich dann doch in Deutsch
und zeigte selbstverständlich auf die ‚Made in China’.
„Was willst du
zahlen?“
Ich dachte: ‚Neiiiiin!’
Ich kann nicht handeln. „Weiß nicht.“
„Sag.“ Er nahm
eine der Besseren und gab sie mir in die Hand.
Ja, mein Gott,
woher soll ich wissen, was Falafel-Portionierer kosten. „Weiß nicht.“
„Sag einen Preis.“
Sozusagen: Geb’ mir den Ball vor.
„In Euro.“
Er nickte.
„15 Euro.“
„15 Euro! Weißt
du, was ich davon für meine Familie übrighabe ...“
Wie Brian sagte
darauf auch ich, dass ich nicht wüsste, was für einen Preis ich nennen sollte
und der Verkäufer half mir: „5.“
Also „5“
...
Soll ich mehr erzählen
oder reicht es, dass ich erwähne, dass nicht lange danach kein Passant, kein
Brotträger und keine Falllache mehr durch die Gasse kam, weil sich vor dem
Eingang die Nachbarschaft drängte und der Verhandlung einer Touristin mit einem
arabischen Händler zuhörte, dessen Familie aus wenigstens 50 Kindern, die alle
eine Zukunft erleben und nicht davor verhungern sollten, und vier
schwerherzkranken Großmüttern bestand?
Die Einwürfe, die
abgeben wurden, kann ich heute noch nicht zuordnen, wollten sie mir helfen,
berieten sie ihn, wie er mich in jedem Fall über’s Ohr hauen kann? In jedem
Fall war es ein Spektakel.
Als die Nacht
langsam über die Steine des Suqs kroch, bunte blinkende Lichter erstrahlten,
die ersten Läden geschlossen wurden, verpackte mir der Händler die Presse in
Papier und überreichte sie mir in einer der dünnen Plastiktüten, die es überall
gibt, die beim bloßen Hinschauen bereits reißen und die überall herumfliegen
und sich an und zwischen Wänden, Bäumen und Sträuchern festbeißen. Ich zahlte
30 Schekel, 7 €.
Er hat mich nicht
über’s Ohr gehauen! Zumindest nicht für deutsche Verhältnisse. Bei dem Online-Handels-Riesen
mit dem kleinen „a“ habe ich eine Falafelpresse für 8 € gefunden.
Ich hatte mir
nicht nur einen Wunsch erfüllt, sondern auch einen Freund für’s Leben, gut ...
für die nächsten 5 Tage, gefunden. Nein, eigentlich Freunde, denn auch seine
Nachbarn grüßten mich ab dem nächsten Tag, luden mich zu Tee oder Kaffee ein.
Gestern habe ich
dann endlich mit meiner Presse Falafel zubreitet. Ich muss aber gestehen, dass
ich den Teig nicht wie sonst selbst angesetzt sondern auf Instant
zurückgegriffen habe.
In unserem Haus
roch es vom Erdgeschoss bis zum Dachboden nach Gewürzen und heißem Fett. Es ist
einfach herrlich - das Gefühl in der Nase zu haben, weit weg zu sein, vor dem
geistigen Auge zu sehen, wie die untergehende Sonne die Mauern und Dächer
Jerusalems in goldenes Licht taucht, die Hektik im Geiste zu erleben, mit der
durch die Gassen gehetzt werden und die letzten Einkäufe getätigt werden.
Ich beherrsche die
Presse nicht in der Geschwindigkeit, wie die Falafelmacher in Jordanien,
Jerusalem, Ramallah und Bethlehem, aber sie sehen nicht schlecht aus. Was ich unbedingt
noch koordinieren muss, ist die Handhabung: Teig in die Presse streichen, ins
Öl geben und die bereits darin befindlichen herausnehmen, bevor sie schwarz
sind. Mit den Händen den Teig formen kommt mir da mehr gelegen, allerdings
haben die Bällchen mit der Presse eine einheitliche Größe und variieren nicht
zwischen Tennisball und Wachtelei.


Wow Julia, Du hast wieder so toll geschrieben! Ich war dabei, hab mit Dir verhandelt. Können wir beim Cave mal Falaffel machen? Mit der Presse?
AntwortenLöschenLiebe Grüße Tina... die jetzt nach Schillingsfürst fährt ;)
Sehen wir uns?
Oh ja, des machen wir. Allerdings erst, wenn wir die Apfelpfannkuchen gemacht haben. ;-)
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